Hüten

Abseits jeglicher Wettbewerbe ist der Border Collie auch in Deutschland für viele Schäfer ein unentbehrlicher Helfer. Er hilft dabei die Schafe auf einer Fläche zu sammeln, sicher auf eine neue Flälche umzusiedeln, auf einen Anhänger zu verladen, oder zu sortieren. Die Aufgaben sind dabei so vielseitig, wie die Schafhaltung selbst. Mancher mag zu Recht anmerken, dass man die Schafe auch ohne Hund, nämlich mit Futter ebenso händeln kann. Das ist nicht ganz richtig und das in erster Linie aus zwei Gründen: 1. nur kleine Gruppen lassen sich überhaupt so unter Kontrolle bringen und 2. sobald Schafe merken, dass sie das Lockmittel in eine unangnehme Situation bringt, dann verweigern sie die Kooperation – Schafe sind keineswegs dumm.

Mit einem gut ausgebildeten Hund sind jegliche Arbieten am Schaf deutlich schneller und einfacher zu erledigen, als ohne Hund. Dafür muss der Hund aber auch entsprechend gut ausgebildet sein. Ein gut ausgebildeter Hund ist durchaus auch der Stolz des Schäfers und man misst sich schon seit langem gerne mit den Kollegen, irgendjemand muss ja den besten Hund haben. Diese Wettkämpfe werden Sheepdog Trials genannt und sind auch in Deutschland sehr beliebt.

Wir trainiern nicht hauptsächlich für Sheepdog Trials, sondern meistens für die tägliche Arbeit, oder einfach gar nicht weil wir arbeiten und keine Energie mehr für Trainig übrig ist. In den verschiedensten Arbeitssituationen merkt man erst was in dem Hund steckt , ob er dem Druck in der Situation zu performen standhält, oder eben nicht. Einige typische Arbeiten sind in unseren Videos zu finden. Nebenbei hat Marley aufgrund seiner Fähigkeiten einen besonderen Nebenjob bekommen, denn er ist der einzige Hund, den wir zur Ausbildung von jungen Nachwuchshunden als Cotrainer verwenden können. Er hat im Laufe der Zeit schon so einigen Jungspunden den Start in die Arbeitskarriere erleichtert.

Grundlegendes zum Hüten

Es ist ohne Zweifel faszinierend einen Border Collie bei der Arbeit zu beobachten, der Körper ist angespannt, der Blick konzentriert und jedes noch so feine Kommando des Hundeführers wird sofort in die Tat umgesetzt. Sogar für Menschen, die ansonsten mit Hunden eher wenig zu tun haben ist sofort zu erkennen, wie besonders dieses Verhalten ist.

Um zu verstehen warum ein Border Collie dieses Verhalten zeigt ist es wichtig sich vor Augen zu halten welche Mechanismen zu Grunde liegen und für welche Aufgeben die Hunde über Jahrhunderte selektiert wurden.

Eines der Größten Missverständnisse mit der Rasse Border Collie ist der Ursprung ihres Hüteverhaltens – denn der Border Collie  hütet nicht, er jagt! Das bedeutet, dass das am Schaf gezeigte Verhalten einem bestimmten Muster, nämlich dem Jagdverhalten, das im Übrigen jede Hunderasse in unterschiedlicher Ausprägung besitzt, folgt. Dazu gehören: Orientieren – Fixieren – Anschleichen – Hetzen – Packen – Töten – Fressen. Beim Border Collie sind die Sequenzen Orientieren – Fixieren – Anschleichen – Hetzen durch gezielte Selektion verstärkt und die übrigen, also Packen – Töten – Fressen abgeschwächt worden. Das Orientieren zeigt sich oft schon direkt nach dem Aussteigen aus dem Auto, der Hund schaut umher und sucht die Schafe bevorzugt mit den Augen. Hat er sie gefunden, so folgt direkt das Fixieren mit einem starren Blick, das auch Auge zeigen genannt wird. Gibt der Schäfer den Befehl zum Einholen der Schafe, so erfolgt der Übergang ins Anschleichen an die Beute, das sich in der Regel durch das Umrunden der Herde und Anpirschen von hinten zusammensetzt, das wird auch als Outrun und Lift bezeichnet. Hat sich der Hund weit genug an die Schfe geschlichen bewegen sie sich aufgrund des Fluchtverhaltens vom Hund weg. Durch die gezielte Positionierung des Hundes können die Schafe in eine bestimmte Richtung gesteuert werden. Am häufigsten soll der Hund die Schafe zunächst zum Menschen bringen, das wird auch als Fetch bezeichnet und fällt Hunden mit einer guten Balance besonders leicht. Es ist für den Hund die natürlichste aller Aufgaben. Etwas weniger beliebt ist das wegtreiben der Schafe vom Menschen, da das ihrer Natur die Schafe zum Menschen zu bringen wiederspricht. Sinvoll ist diese Tätigkeit dennoch, denn nur ein und, der unabhängig von der Position des Schäfers die Tiere bewegen kann ist in der Lage auch anspruchsvollere Aufgaben wie das Einpferchen, Verladen oder Trennen der Schafe durchzuführen.

Der Border Collie wurde dafür gezüchtet in den Schottischen Bergen scheue  und weit verstreut stehende Schafe zusammenzutreben und zu seinem Herrn zu bringen. Dieser steht dort gerne mal auf dem Nachbarhügel, von wo aus er einen guten Überblick hat und den Hund gezielt zu den Schafen dirigieren kann.

Werden die genannten Verhaltensweisen durch den Hundeführer unter Kontrolle gebracht und damit nutzbar, so hat man einen hervorragenden Mitarbeiter, der bei alltäglichen Herausforderungen hilft. Werden diese Verhaltensweisen nicht kontrolliert, dann beginnen die Hunde häufig Fahrradfahrer, Autos oder andere bewegliche Objekte zu hetzen.